Brüssel

Zahlreiche Institutionen der EU und der Bundesrepublik sowie Museen zur europäischen Geschichte machen Brüssel zu einer besonders interessanten Stadt für ein Seminar zur politischen Bildung. Wir können das Programm aber auch um eine internationale Dimension ergänzen. Ein weiterer Vorteil: Fast alle Programmpunkte sind bequem zu Fuß zu erreichen. Im Folgenden zeigen wir die Anknüpfungspunkte (fett markiert) zu den Themenkreisen für die politische Bildung der Bundeswehr in Brüssel. Wie diese mit den Pflicht- und Wahlthemen der Weisung für die politische, historische, interkulturelle und ethische Bildung in 2021 zu kombinieren sind, stimmen wir individuell mit Ihnen ab. Möglich ist auch eine Erweiterung um Themen der historischen Bildung – sprechen Sie uns an.

Europa in Brüssel – politische Bildung

Für die politische Bildung in der Bundeswehr wird die Auseinandersetzung mit der Entstehungsgeschichte der EU und ihrer Funktion als Friedensbündnis empfohlen. Auch als Querschnittsthema findet sich europäische Politik immer wieder in den Themenkreisen für die politische Bildung. So ist für Soldatinnen und Soldaten unter anderem relevant, wie die gemeinsame, europäische Außen- und Sicherheitspolitik aussehen kann.

Aber auch die Themenbereiche Ursachen und Folgen der Globalisierung, Klimawandel oder Flucht und Migration haben eine europäische Dimension. Sie sind aus rein nationalstaatlicher Perspektive nicht zu begreifen – oder zu lösen. Um die Komplexität verschiedener Politikfelder über die nationale Perspektive hinaus durchdringen zu können, empfiehlt sich daher ein Seminar in Brüssel.

Eine Führung durch Belgiens Hauptstadt verdeutlicht, welche europäischen Institutionen sich in Brüssel befinden. Viele dieser Institutionen sind offen für den Publikumsverkehr und sind daran interessiert, ihre Rolle gegenüber europäischen Bürgern zu vermitteln. So erfahren Sie zum Beispiel, wie deutsche Bundesländer auf europäischer Ebene vertreten sind und regionale Partnerschaften schmieden.

Wir organisieren gerne eine Diskussion mit einem Experten aus ihrem Bundesland. Wie steht etwa Nordrhein-Westfalen zum Green Deal? Welche Ziele für eine grenzüberschreitende, europäische Zusammenarbeit verfolgt Sachsen in Brüssel? Für welche Form einer europäischen Sicherheitspolitik wirbt Bayern?

Ein Besuch im Europaparlament vermittelt einen Eindruck von dem beeindruckenden Parlamentsgebäude. Sie erfahren aber vor allem, wie das Parlament arbeitet und wo seine Möglichkeiten, aber auch Grenzen liegen. Diskutieren Sie vor Ort Fragen der demokratischen Legitimierung. Oder erfahren Sie, welche Fraktionen es gibt und wie Kooperation und Konkurrenz diese prägen.

In Brüssel sind nicht nur staatliche Akteure vertreten. Neben zahlreichen Lobbyisten sind in Form des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses auch Vertreter und Vertreterinnen von Gewerkschaften, Arbeitgebern sowie sozialen und kulturellen Verbänden organisiert. Hier lässt sich auch die Bedeutung von Entwicklungspolitik für die Sicherheit Europas diskutieren. Diese und andere Fragen lassen sich auch auf der Ebene der Europäischen Kommission diskutieren – dessen Präsidentschaft Deutschland 2020 zuletzt inne hatte. Die Kommission und die Besetzung seiner Führung wurden jüngst kritisch diskutiert. Nutzen Sie die Möglichkeit, diese Diskussion vor Ort und mit Vertretern der Kommission zu führen. Oder erfahren Sie mehr über Politikfelder, auf denen die Kommission sich engagiert. Wie setzt sich für die Verwirklichung oder den Schutz von Grundrechten und damit gegen Rassismus, Sexismus und Antisemitismus (Pflichtthema 2021) in europäischen Ländern ein? Kann eine europäische Werte-Union entstehen? Auch eine Debatte über rechtliche und ethische Aspekte des Einsatzes von autonomen Waffensystemen (Wahlthema 2021) lässt sich hier diskutieren. Denn diese Frage ist auf europäischer Ebene an der Schnittstelle zwischen dem Hohen Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik und der Exekutiv-Vizepräsidentin (Digitalthemen und künstliche Existenz) bei der Kommission aufgehängt.

Vom europäischen zum globalen Denken

Die Ständige Vertretung der Bundesrepublik im neuen NATO-Hauptquartier in Brüssel stellt eine Brücke zwischen deutschen, europäischen und internationalen Interessen dar. Im Rahmen eines Seminars in Brüssel lassen sich so auch Aspekte einer vernetzten Sicherheitspolitik im internationalen Rahmen diskutieren. Grundlegende Kenntnisse kann ein Fachvortrag zur Bedeutung und Rolle der NATO oder den deutschen Interessen und Ziele in der Außen- und Sicherheitspolitik sein. Denkbar ist aber auch eine vertiefende Debatte über die militärischen Fähigkeiten der NATO-Partner und die damit verbundenen unterschiedlichen Haltungen zur Verwendung autonomer Waffen (Wahlthema 2021). Auch die mögliche Öffnung der NATO für neue Partner und Mitglieder sowie das Verhältnis zu nicht-staatlichen Akteuren sind für die Bildung von Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten höchst relevant.